Erholung am Arbeitsplatz – wie Ihre Mitarbeiter Höchstleistungen bringen

Mitarbeiterempfehlungen Generation Y

Lange Jahre galt allein die Freizeit nach Feierabend oder an den Wochenenden als der erholsame Gegenpol zum Arbeitsplatz. Dieser Trennung von Arbeit und Erholung trägt auch der Gedanke der Work-Life-Balance Rechnung. Empfehlungen von Experten für Arbeitsmedizin und Gesundheit gehen jedoch zuletzt immer mehr in eine ganz andere Richtung: Erholung direkt am Arbeitsplatz.

 

 

Dahinter steckt viel mehr als nur ein neuer Trend in der modernen Arbeitswelt. Verschiedene Studien und Mitarbeiterbefragungen wie der iga-Report zu Regeneration, Erholung und Pausengestaltung haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sich bei vielen Unternehmen ein problematisches Pausenverhalten der Mitarbeiter entwickelt hat:

Von Pausen oft keine Spur

Der von verschiedenen deutschen Krankenkassen und der gesetzlichen Unfallversicherung initiierte iga-Report liefert bedenkliche Ergebnisse, was die Erholungsqualität vieler Mitarbeiterpausen angeht:

  • Knapp 50 Prozent der befragten Personen gaben an, ihre Pausen häufig direkt am Arbeitsplatz zu verbringen.
  • Für etwa 40 Prozent gehörte die Nutzung elektronischer Medien und besonders des Smartphones zu einer Pause dazu.
  • Etwas über 10 Prozent nutzten ihre Pausen höchstens manchmal für Essen oder Trinken.
  • Fast 60 Prozent gingen selten oder nie in den Pausen spazieren.
  • Und ungefähr 75 Prozent hatten noch nie Entspannungstechniken in ihren Pausen ausprobiert.
  • 15 Prozent konnten sich nur selten, 31 Prozent zumindest manchmal in den Arbeitspausen erholen.

Damit aber noch nicht genug. Die deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hatte schon einige Jahre zuvor bei einer Befragung von über 17.000 Arbeitnehmern für den Stressreport Deutschland 2012 noch eine viel bedenklichere Entwicklung festgestellt:

  • Mehr als 30 Prozent der Frauen ließen Pausen häufiger ausfallen.
  • Bei den Männern waren es immerhin noch 27 Prozent.
  • Mit Führungsverantwortung steigt der Anteil bei beiden Geschlechtern sogar noch einmal an.
  • Dann lassen über 40 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer regelmäßig Pausen ausfallen.

Das sind Zahlen, die Sie als Unternehmer alarmieren sollten. Denn wahrscheinlich sieht es bei Ihren Mitarbeitern ganz ähnlich aus. Mitarbeiter leisten nur scheinbar mehr, wenn sie arbeiten, statt Erholungspausen einzulegen. Im Gegenteil fallen ihre Leistungen sogar unter das Normalniveau.

An den jeweiligen Tagen fehlt es den Mitarbeitern an Konzentration oder Kreativität. Arbeiten gehen langsamer von der Hand. Die Reihe anstehender Aufgaben erscheint dadurch subjektiv länger, als sie tatsächlich ist. Das lässt Stress entstehen, aus dem dann Erschöpfungszustände oder andere gesundheitliche Probleme erwachsen.

Diesen Prozess können Sie stoppen. Mitarbeiterpausen und die Pausengestaltung brauchen Ihre Aufmerksamkeit – und mit Sicherheit einige Veränderungen oder neue Angebote durch Ihr Unternehmen. Dann können Sie diesen Prozess nicht nur stoppen: Sie können ihn sogar umkehren und Ihre Mitarbeiter damit zufriedener und motivierter machen.

Der Grundstein dafür liegt in einem fundamentalen Umdenken.

 

Erholung integrieren – nicht ausgrenzen

Das Prinzip der Work-Life-Balance ist aktueller denn je. Im HR-Bereich gilt es als wichtige Währung, um High Potentials und Talente anzulocken oder zu binden. Dazu steht Work-Life-Balance regelmäßig im Lastenheft, wenn sich Unternehmen eine moderne mitarbeiterorientierte oder partnerschaftliche Kultur geben wollen.

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Doch es melden sich auch immer wieder Kritiker an dieser Sichtweise, die Arbeit und Privatleben als zwei autonome Bereiche behandeln will. Sie wenden ein, dass es diese Trennung real nicht gibt. Ganz alltägliche Beispiele untermauern diese Argumentation:

  • Schon die häufig notwendigen Überstunden verhindern ein Gleichgewicht nachhaltig.
  • Moderne Kommunikationsmittel schaffen eine durchgängige Erreichbarkeit bis ins Privatleben, der sich kaum jemand komplett entziehen kann oder will.
  •  Ein Trend wie die Arbeit im Homeoffice hebt die Grenze zwischen Work und Life dann sogar vollständig auf.

Zugleich zeigen die langjährigen Bemühungen, der Freizeit als Erholungsquelle mehr Raum zu geben, keine Ergebnisse bei der Gesundheit der arbeitenden Menschen. Die Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragungen dokumentieren sogar einen Anstieg der psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz. Genauso wenig hat die Hospitalisierungsrate bei psychischen Erkrankungen abgenommen. Im Gegenteil: Sie ist zuletzt sogar noch einmal leicht angestiegen.

Deswegen mehren sich die Stimmen, die einen integrativen Ansatz für Arbeit und Erholung fordern. Dabei soll die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit nicht aufgehoben werden, wie manche fürchten. Es geht vielmehr darum, dass zwischen Arbeit, Freizeit und Erholung natürliche Verbindungen entstehen. In diesem Szenario kommt auch der Erholung direkt am Arbeitsplatz eine hohe Bedeutung zu.

 

Erholung und Regeneration als Teil der täglichen Arbeit

Wer angestrengt körperlich oder konzentriert geistig arbeitet, verbraucht dabei kontinuierlich viel Energie. Diese Ressource ist begrenzt. Nimmt sie immer weiter ab, geht auch das Leistungsvermögen zurück. Regelmässige Pausen während der Arbeit können diesen Prozess nicht nur verlangsamen oder aufhalten, sondern mit jedem Einschnitt die Leistungsfähigkeit sogar eine Zeit lang wieder anheben. Dabei kommt es auf die Qualität der Erholungspausen an. Sie entscheidet über die Qualität der nächsten Leistungsphase.

Häufigere kleine, qualitativ hochwertige Pausen verhindern zudem, dass Mitarbeiter im Tagesverlauf an ihre Belastungsgrenzen oder darüber hinaus gehen müssen. Zustände von Stress oder Überforderung bleiben so aus. Das senkt dann langfristig das Risiko, typische Folgeerkrankungen zu entwickeln. Chronische Verspannungen, Kopf- oder Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychischen Leiden kann damit vorgebeugt werden.

 

Demografische Verschiebung

 

Wie viele Pausen brauchen Mitarbeiter, um gesund und motiviert zu bleiben?

Das Schweizer Arbeitsgesetz sieht Pausen von 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als sieben Stunden vor und fordert bei einer über neunstündigen Arbeitszeit auch eine ganze Stunde Pause. Allerdings dürfen erst Pausen aber einer Dauer von mehr als 30 Minuten aufgeteilt werden. Die Idee dahinter, basiert auf der langjährigen Annahme, dass Arbeitspausen erst ab einer gewissen Dauer Erholungscharakter entwickeln können.

Jüngere Erkenntnisse stellen dagegen fest: Für echte Erholung kommt es nicht primär auf die Pausenlänge an. Stündlich fünf bis zehn Minuten Pause mit entspanntem Zurücklehnen, einem kleinen Spaziergang oder einem entspannten Plausch mit Kollegen halten über den Arbeitstag hinweg das Leistungslevel höher als eine einzige lange Pause etwa zur Halbzeit.

Einem solchen Pausenrhythmus steht natürlich oft die Arbeitsorganisation im Weg. Trotzdem sollten sich alle Unternehmen bemühen, eine hochwertige Pausenkultur mit möglichst vielen dieser kurzen Auszeiten anzustreben.

Dazu gehört es, die Möglichkeiten dafür im Rahmen der Arbeitsprozesse zu schaffen und die Mitarbeiter gleichzeitig zu motivieren, sie auszuschöpfen.

Und Arbeitgeber können noch mehr tun: Verschiedene Unternehmensangebote tragen wesentlich dazu bei, die Pausenqualität der Mitarbeiter zu erhöhen.

 

So schaffen Sie in Ihrem Unternehmen motivierende Erholung am Arbeitsplatz

Für Getränke und kleine gesunde Snacks sorgen

Regelmässige Flüssigkeitsaufnahme kommt bei vielen Mitarbeitern genauso zu kurz wie eine gesunde, leistungsfördernde Ernährung während der Arbeitszeit. Eine kostenloses Wasser-Angebot und eine Auslage mit Obst oder passendem Gemüse hilft den Mitarbeitern, sich Tag für Tag gesund zu ernähren und ausreichend zu trinken.

Ansonsten schadet besonders die Ernährung oft dem Leistungsvermögen, wenn nur eine einzige, fast immer grössere Mahlzeit über den Tag eingenommen wird. Die Versuchung ist dann ausserdem stark, zu fetten oder süssen Nahrungsmitteln zu greifen, weil diese kurzfristige Energieschübe versprechen. Ihr tatsächlicher Effekt in den nächsten Stunden ist allerdings kontraproduktiv. Sie verlangen nach viel Energie für die Verdauung, während ihr eigener Energiegehalt schnell verpufft. Die Folge ist ein noch tieferes Leistungsloch als vor der Mahlzeit.

Bewegung hineinbringen

Besonders Mitarbeiter, die nur am Schreibtisch arbeiten, sollten mindestens einmal die Stunde diesen verlassen. Eine Software auf dem Computer kann sie daran immer wieder erinnern. Schon ein paar Schritte durch das Büro oder ein paar kleine Gymnastikübungen bringen Körper und Geist wieder in Schwung und beugen chronischen Verspannungen und anderen Beschwerden vor. Zusätzlich helfen dabei Steh-Arbeitsplätze, die zwischendurch immer wieder für einige Zeit genutzt werden. Unternehmen können diese für alle Mitarbeiter zur freien Nutzung anbieten oder Sie statten alle Arbeitsplätze mit verstellbaren Schreibtischen aus.

Optimale Arbeitsbedingungen schaffen

Neben solchen ergonomischen und gesundheitsfördernden Büromöbeln lassen sich oft auch die weiteren Umgebungsbedingungen noch in Richtung eines optimalen Arbeitsumfelds gestalten. Dazu zählen beispielsweise die Qualität der Raumluft oder die Beleuchtung. Ein Bild zeigt den optimal ausgestalteten Arbeitsplatz auf einen Blick. Darauf sollten Sie achten, wenn Sie für Ihre Mitarbeiter optimale Arbeitsbedingungen schaffen wollen:

 

(Quelle: JobCloud)

 

Entspannungszonen einrichten

Wo es die räumlichen Verhältnisse erlauben, können Sie in Ihrem Unternehmen auch Ruhe- oder Entspannungszonen einrichten. In einem Ruheraum ähnlich dem einer Sauna haben Mitarbeiter dann die Möglichkeit, für ein paar Minuten zwischendurch vollständig abzuschalten. Entspannungszonen mit bequemen Sitzlandschaften und -säcken oder vielleicht auch Hängematten erfüllen einen ähnlichen Zweck. Zugleich entwickeln sie sich schnell zu beliebten Begegnungszonen, wo durch entspannte Kommunikation zugleich das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Teamgeist bei den Mitarbeitern wachsen können.

 

Sport oder noch mehr Bewegung anbieten

Ansprechend gestaltete Aussenanlagen, die zu kurzen Spaziergängen an der frischen Luft einladen, schaffen eine weitere Option zur effektiven Erholung am Arbeitsplatz. Dazu tragen auch kleine Sportangebote in einem separaten Raum bei. Hier können Sie verschiedene Trainingsgeräte, Fahrräder oder Crosstrainer aufstellen, die schon mit kurzer Benutzung für gesundheitsfördernde Abwechslung sorgen. Yoga-Matten sind für eine kleine Erholungspause ebenfalls beliebt. Unternehmen fördern die Nutzung der Matten oder Geräte dann noch, wenn sie immer wieder professionell geleitete Trainings oder Kurse für kleine Mitarbeitergruppen anbieten.

 

Arbeit 4.0 - Neue Arbeitsmodelle der Zukunft

 

Die Coaches könnten weiter einzelnen Mitarbeitern kleine Trainingsprogramme zusammenstellen, oder Ernährungstipps geben, die gezielt auf individuelle gesundheitliche Probleme eingehen. Mit derart persönlichen Angeboten motivieren Sie Ihre Mitarbeiter besonders stark, weil Sie ihnen damit eine hohe individuelle Wertschätzung zeigen.

 

Smartphones als Pausenfüller?

Das Thema der privaten Nutzung elektronischer Medien am Arbeitsplatz konzentriert sich überwiegend auf privates Surfen im Netz während der Arbeitszeit. Selten geht es um die Nutzung während der Pausen.

Hier griffen zuletzt immer mehr Mitarbeiter gern zum privaten Smartphone, kümmern sich um ihre Nachrichten oder schauen in ihre Timelines bei den Sozialen Netzwerken. Etwa zwei von drei Mitarbeitern verbringen ihre Pausen auf diese Art – Jüngere mit etwas höherem Anteil, Ältere etwas weniger.

 

Mobile Recruiting

 

Die Smartphones werden meist nicht die komplette Pause über genutzt. Auf den ersten Blick erscheint diese Zeit mit dem privaten Smartphone sinnvoll, bietet sie doch ebenso eine Möglichkeit, von der Arbeit abzuschalten.

Doch die Befragungen im iga-Report sprechen eine ganz andere Sprache:

  • Über 30 Prozent der Befragten bezeichneten ihre Entspannung nach der Smartphone-Nutzung als schlecht oder sehr schlecht.
  • Weitere circa 30 Prozent bewerteten ihre Entspannung danach immer noch als eher schlecht.
  • Mit sehr ähnlichen Prozentsätzen beurteilten die Befragten ihre anschließende Leistungsfähigkeit als eher schlecht, schlecht oder sehr schlecht.

Bezogen auf einzelne Anwendungen fallen die Befragungsergebnisse ebenfalls eindeutig – wenn auch vielleicht teilweise überraschend – aus:

  • Die Erholung nach dem Besuch Sozialer Netzwerk oder ein paar Runden in Spiele-Apps bewerteten etwas über 30 beziehungsweise knapp 40 Prozent als ungenügend.
  • Weitere 30 beziehungsweise 25 Prozent beurteilten die Erholung mit Sozialen Netzwerken oder Spielen als mangelhaft oder nur ausreichend.
  • Beim Lesen und Beantworten von Nachrichten in Messengern oder der E-Mail-App fühlte sich eine Mehrheit dagegen schon eher erholt: fast zwei Drittel vergaben befriedigende, gute oder sehr gute Noten.
  • Noch besser schnitt nur das Musikhören ab – fast jeder Zweite fühlt sich danach gut oder sogar sehr gut erholt.

Hier wird deutlich, wie Smartphones in Arbeitspausen oft eine Erholung verhindern oder stark beeinträchtigen. Was können Sie tun?

Als Unternehmer haben Sie direkt an den Arbeitsplätzen sehr umfangreiche Möglichkeiten, die Nutzung von Smartphones zu untersagen. In den Pausenzeiten besitzen Sie allerdings deutlich schlechtere Karten dafür – praktisch können Sie dagegen nichts tun.

Ein grundsätzliches Smartphone-Verbot in den Pausen würde aber auch nur schlechte Stimmung erzeugen. Schaffen Sie besser ansprechende Alternativen mit den Beispielen aus diesem Text! Damit locken Sie Ihre Mitarbeiter ganz ohne Zwang von den Telefonen weg, oder reduzieren zumindest stark die Benutzung stark. So machen Sie schließlich einen weiteren Schritt hin zu motivierteren Mitarbeitern, die sich in ihren Pausen wirklich erholen konnten.

 

Die Arbeitsplätze von morgen werden Orte der Erholung sein

Über die Arbeitswelt von morgen und ihre Arbeitsplätze ist schon viel spekuliert worden. Es zeichnet sich ab, dass feste Arbeitsorte und -zeiten sich zunehmend auflösen. Flexiblere Arbeitszeiten erlauben dann gleichzeitig mehr an den Mitarbeitern und ihrem Wohlbefinden orientierte Pausen-Modelle. Aus Unternehmenssicht bedeuten sie nur kleine Schritte – genau wie Angebote zur Steigerung der Pausenqualität. Sie haben aber einen großen Effekt: gesündere, motiviertere Mitarbeiter.

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